Heute vor 70 Jahre feierte »Der Schrecken vom Amazonas« (Originaltitel: »Creature from the Black Lagoon«) seine Filmpremiere in New York City. Wir nehmen das nicht nur zum Anlass, dem Gill Man als dem letzten großen Universal Monster unsere Ehre zu erweisen, sondern auch für ein kleines Klassentreffen der legendären Ungeheuer.
Eingeladen dazu sind natürlich der Mann mit den tausend Gesichtern Lon Chaney, der Charakterdarsteller, der seine Masken selbst kreierte und als »Der Glöckner von Notre Dame« in dem Stummfilm von 1923 auftrat. Seine bekannteste Rolle ist »Das Phantom der Oper« von 1925.
Als Universal Chef Carl Laemmle die Studioleitung auf seinen Sohn Carl Laemmle Jr., der ein großer Fan von Schauergeschichten war, übertrug, nahm der Horrorfilm dann so richtig Fahrt auf und machte 1931 Bela Lugosi in »Dracula« und Boris Karloff in »Frankenstein« zu Stars des Genres. Karloff spielte im Folgejahr »Die Mumie«. 1934 standen dann beide Schauspieler in »Die schwarze Katze« erstmals gemeinsam vor der Kamera. Elsa Lanchesters Rolle als »Frankensteins Braut« war eher klein, aber so ikonisch, dass sie sich einen Platz unter ihren männlichen Kollegen sicherte.
Man kann nicht über die Universal Monsters reden, ohne von Maskenbildner Jack Pierce zu sprechen, der die legendären Monster von Frankensteins Kreaturen bis hin zum Wolfsmenschen erschuf. 1933 war Claude Rains »Der Unsichtbare« ein weiterer Meilenstein der Tricktechnik.
Die Universal Filme waren so erfolgreich, dass auch andere Studios Blut leckten und Horrorfilme produzierten. RKO drehten »Graf Zaroff - Genie des Bösen« und ihren »King Kong« mit der wegweisenden Stop-Motion-Technik von Willis O'Brien; Warner Bros. zeigten Lionel Atwill in dem Technicolor-Zwei-Farb-Verfahren-Film »Das Geheimnis des Wachsfigurenkabinetts«, MGM hatten »Freaks« und besetzten Peter Lorre in »Mad Love« und für Paramount mimte Charles Laughton den Dr. Moreau in »Die Insel der verlorenen Seelen« und Fredric March war »Dr. Jekyll und Mr. Hyde«. Letzterer wird fälschlicherweise retrospektiv auch immer mal wieder den Universal Monsters zugerechnet.
Die erste Hälfte der 30er Jahre war ein goldenes Zeitalter für den Horror und Universal im Besonderen. Doch 1936 hatten sich die Laemmles verzockt, als der Film »Show Boat« floppte und so verloren sie die Kontrolle über ihr Studio. Die neuen Besitzer hatten andere Pläne und nahmen Horror von der Agenda. Erst eine ständig ausverkaufte Wiederaufführung von »Dracula« und »Frankenstein« mit Schlangen rund um den Block, führte bei den Entscheidungsträgern zu einem Umdenken.
Boris Karloff spielte 1939 zum dritten und letzten Mal das Monster in »Frankensteins Sohn« und 1941 gab Creighton Tull Chaney unter dem Namen Lon Chaney Jr. sein Debüt als »Der Wolfsmensch«. 1943 gab es das erste Crossover mit »Frankenstein trifft den Wolfsmenschen« mit Lon Chaney als Wolfsmensch und Bela Lugosi als das frankensteinsche Monster. Chaney spielte auch in drei von vier Mumienfilmen die Mumie, eine Rolle, die er inständig hasste.
Schließlich hatte man bei Universal die Idee, gleich alle Monster zusammenzubringen, und so entstanden 1944 und -45 »Frankensteins Haus« und »Draculas Haus«. Auch wenn diese Filme durchaus unterhaltsam sind, waren sie nur ein müder Abglanz der Filme aus den 30er Jahren. Man war tief in den Niederungen des B-Films angekommen. Die Monster dann in »Abbott und Costello treffen Frankenstein« mit einer Komödie zu paaren, nahm ihnen 1948 dann endgültig jeden Schrecken.
In den 1950er Jahren traten Science-Fiction Filme an die Stelle des Horrorgenres und spiegelten die Angst vor dem Kommunismus und der atomaren Bedrohung. Außerirdische Monster und mutierte Spinnen (»Tarantula«), Ameisen (»Formicula«) und anderes zur Monstergröße mutiertes Getier übernahmen die Führung. Doch 1954 treffen wir in »Der Schrecken vom Amazonas« auf die gute alte "King Kong / Die Schöne und das Biest" Geschichte. Unter der Regie von Jack Arnold entstand ein Film, der zum letzten großen Klassiker im Reigen der Universal Monsters werden sollte.
Bei einer Ausgrabung am Amazonas findet ein Wissenschaftsteam eine fossile Hand mit Schwimmhäuten, ein Verbindungsglied zwischen Fisch und Mensch. Eine Expedition bricht auf in die schwarze Lagune und muss feststellen, dass die ausgestorbene Kreatur, nach der sie suchen, noch quicklebendig ist ...
Der Film wurde parallel in zwei Teams gedreht, der Hauptteil entstand auf dem Universal Studiogelände unter Jack Arnolds Regie. Die Hauptrollen übernahen Richard Carlson, Julie Adams und Richard Denning. In den Monster-Suit schlüpfte Ben Chapman.
Die Unterwasseraufnahmen (insgesamt 18 Minuten des Films) entstanden in Wakulla Springs, Florida, unter der Regie von James Curtis Havens. Unterwasser spielte Ricou Browning den Gill Man. Die Kameraarbeit von Scotty Welbourne ist mit das Beste am Film. Filmgeschichte hat hier vor allem die "Pas de deux" Szene geschrieben, wenn Julie Adams ein Bad im Fluss nimmt und die Kreatur neugierig unter ihr (bzw. unter Stuntfrau Ginger Stanley) schwimmt und sich verliebt - und wir uns in das Monster verlieben.
Im Masken-Department bei Universal war mittlerweile Bud Westmore an die Stelle von Jack Pierce getreten. Westmore beanspruchte die alleinigen Credits für die Erschaffung der Kreatur. Heute wissen wir, dass das Design von Milicent Patrick stammt und dass die Maskenbildner E. Thomas Case, Robert Hickman, Jack Kevan und Chris Mueller ebenfalls großen Anteil an der Erschaffung des Gill Man hatten. Also Ehre, wem Ehre gebührt!
Und nochmal herzlichen Glückwunsch an die Kreatur aus der schwarzen Lagune, die sich mit dem Film ihren Platz im Monster Pantheon sicherte. Zwei Fortsetzungen sollten folgen.
Der Gill Man und die anderen Universal Monster sind auch ein beliebtes und immer wiederkehrendes Thema bei Actionfiguren und anderen Collectibles. Eine gute Auswahl findet ihr in unserem Shop:
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